Die Geschichte unserer Erdölraffinerie in Hemmingstedt
Obwohl die Raffinerie Heide in ihrer heutigen Form erst seit 2010 besteht, schauen wir doch auf eine Geschichte zurück, die vor mehr als 150 Jahren mit dem Fund ölhaltiger Sande in Hemmingstedt begann.
Begleiten Sie uns bei unserer Bohrung in die Tiefen der Historie des Mineralöls in Dithmarschen und einer der bedeutendsten Erdölraffinerien in Deutschland.
1856
Der Landwirt Peter Reimers entdeckt ölhaltige Sande auf seinem Besitz bei Heide-Hemmingstedt.
Erste gezielte Erdölbohrung Deutschlands in Lieth in Dithmarschen durch Pionier Dr. Ludwig Meyn.
1858
Gründung der „Asphaltgrube und Photogen-Fabrik zu Heide“ (1866 wegen zu hoher Konkurrenz aus den USA wieder geschlossen).
1865
Entdeckung eines großen Ölkreidelagers in 160 m Tiefe. Geschätzter Ölkreidevorrat: 15 Millionen Tonnen.
1880
Gründung einer Ölgrubengesellschaft zum bergmännischen Abbau der „Heider Ölkreide“.
1919
Die DPAG, ein Tochterunternehmen der 1911 gegründeten DEA, wird neuer Eigentümer der Bergwerksbetriebe zum Abbau von Ölkreide.
1922
Der Betrieb erhält den neuen Namen Holsteinische Erdölwerke GmbH, Hauptanteilseigner bleibt die DPAG.
1935
Durchbruch in der schleswig-holsteinischen Ölfördergeschichte:
Die Bohrung „Holstein 2“ trifft in 400 Meter Tiefe auf flüssiges Öl. Die Förderkapazität steigt bis 1940 auf 231.347 Jahrestonnen.
1940
Geburtsstunde des Raffineriestandortes Heide. Die Nachfrage der Marine nach Treibstoffen gibt den Anstoß zum Bau der ersten kontinuierlich arbeitenden Rohöldestillation in Hemmingstedt. Bau von 2 Rohöldestillationsanlagen mit einer Kapazität von 100.000 Tonnen jährlich.
1944
Zerstörung der Raffinerie durch mehrere Bombardements.
1947
Wiederaufbau der noch nutzbaren Anlagen.
1949
Stilllegung des Bergbaubetriebes und Ende des Ölkreideabbaus in Heide. Beginn des Aufbaus zur reinen Raffinerie.
1952
Inbetriebnahme der ersten katalytischen Crack-Anlage Deutschlands.
1953
Bau einer ersten Rohölpipeline zwischen Brunsbüttel und Hemmingstedt mit einer Kapazität von 1,5 Millionen Tonnen Rohöl pro Jahr.
1956
Erste petrochemische Anlagen (Aromaten).
1967
Übernahme durch die Texaco AG.
1973
Inbetriebnahme einer weiteren Rohöl- und Vakuumdestillationsanlage mit zugehöriger Schwefelgewinnung. Die Kapazität der Raffinerie liegt nun bei 5,6 Millionen Tonnen Rohöl im Jahr. Aufgrund der aufkommenden Ölkrise wird diese Leistung aber nie mehr erreicht.
1976
2 Pipelines beliefern das Schwimmbad der Gemeinde Hemmingstedt kostenlos mit 45 Grad heißem Wasser und sorgen so für niedrigere Eintrittspreise.
1980
Aufbau einer Anlage zur Produktion von hochoktanigem Benzin, dem kein Blei zur Klopffestigkeit mehr beigemischt werden muss.
1987
Eine Anlage zur thermischen Aufbereitung verringert den Anteil an nicht weiter nutzbarem schwerem Heizöl.
1988
Der Energiekonzern RWE übernimmt im Juni die Deutsche Texaco AG. Der Konzernbereich Mineralöl – und damit auch die Raffinerie Heide – firmiert fortan unter RWE Dea AG.
1989
Zusätzliche Entschwefelungsanlagen sorgen für „gute Luft“ in Dithmarschen.
1998
Komplette Modernisierung der Anlagen. Ein neu erbauter Hydrocracker erlaubt eine bis dahin nicht gekannte Produktausbeute. Weitere Baumaßnahmen sorgen für eine deutliche Verbesserung des petrochemischen Angebotes der Raffinerie Heide.
2002
DEA Mineralöl GmbH und Shell Deutschland Oil GmbH betreiben die Raffinerie als gemeinsames Joint Venture.
2004
Shell Deutschland Oil GmbH wird neuer Alleineigentümer. Durch zahlreiche Investitionen in Sicherheit und Produktion gehört die Raffinerie zu den modernsten Anlagen Europas.
2009
Die Raffinerie Heide beliefert den angrenzenden Gewerbepark Westküste mit Heizenergie aus überschüssiger Abwärme. Die Firma Vitarom Frischgemüse GmbH erzielt damit beispielsweise in ihren Gewächshäusern die richtige „Wachs- und Erntetemperatur“ für 185.000 Paprika- und Tomatenpflanzen. So schafft unsere Wärmelieferung weitere Arbeitsplätze in Schleswig-Holstein.
2010
Übernahme der Raffinerie Heide durch die Klesch Group. Umfangreiche Umstrukturierungen in Produktion und Verwaltung sorgen dafür, dass die Raffinerie künftig vor allem als Versorger der Region Norddeutschland fungieren kann und passgenaue Produkte für lokale Verbraucher und Unternehmen liefert.
2015
Erfolgreicher Übergang in die Selbstständigkeit.
Die Raffinerie Heide hat den Ausbau des Geschäfts gemeistert und sich in Bezug auf die Themen Rohölauswahl, Ausbeutestruktur und Kundenorientierung enorm entwickelt.
2018
Im Rahmen des Forschungsprojektes KEROSyN100
arbeiten wir mit sieben Projektpartnern aus Forschung und Industrie zusammen, um synthetisches Kerosin auf Basis von Strom aus erneuerbaren Energien einer Markteinführung anzunähern.
2020
Als einer der Partner im Projekt WESTKÜSTE100 gehen wir den richtigen Schritt in Richtung Klimaschutz und grüner Zukunft.
Die Planungsphase zum Bau einer 30 MW Elektrolyseanlage zur Produktion von grünem Wasserstoff auf dem Raffineriegelände hat durch die Förderzusage des Bundeswirtschaftsministeriums im Rahmen der „Reallabore der Energiewende“ begonnen.
2021
Weiterer Meilenstein im WESTKÜSTE100 Projekt:
Das BMWi erteilt die Förderzusage für die Ertüchtigung einer Kaverne zur Speicherung von grünem Wasserstoff. Ein weiterer wichtiger Schritt, die Energiewende und die Dekarbonisierung voranzutreiben.
Der Pionier
Pionier Dr. Ludwig Meyn
1820 geboren in Pinneberg als Sohn eines Arztes.
1840 Studium der Naturwissenschaften in Berlin und Privatdozent für Gesteins- und Bodenkunde.
1856 erste gezielte Erdölbohrung Deutschlands in Lieth in Dithmarschen.
Er kocht aus bitumenhaltigen Sanden ein Schweröl und destilliert daraus Leuchtpetroleum.
1865 Entdeckung eines Ölkreidelagers in 160 m Tiefe.
1878 verstarb er in Hamburg.
Zahlen und Statistiken
der Raffinerie Heide
Alle wichtigen Daten und Fakten
der Raffinerie auf einen Blick
Gern präsentieren wir Ihnen die relevantesten Zahlen und Statistiken der Raffinerie Heide im Überblick und bieten Ihnen auf unseren Folgeseiten (z.B. Produkte, Grüne Raffinerie und Karriere) nähere Informationen.
- Mitteldestillatraffinerie mit hoher Petrochemie-Ausrichtung
- Seit 2010 eigenständiges Mitglied der Klesch Group
- Gesamtkapazität 4,5 Millionen Tonnen/Jahr
- Verarbeiter von Rohöl aus weltweiten und heimischen Ressourcen
- Eigenes Kraftwerk mit einer elektrischen Leistung von 46,5 MW
- 4,1 Milliarden Euro Umsatz (2023)
- 38,4 Millionen Euro Investitionen (2023)
- 520 Mitarbeiter
- Zusätzlich ständig rund 250 Mitarbeiter aus Partnerfirmen
- 30 Auszubildende in 2 Berufen (davon 80 Prozent Männer und 20 Prozent Frauen)
- Rund 50 Prozent unserer Mitarbeiter sind bereits seit mindestens 20 Jahren für uns tätig
- Durchschnittsalter ~ 43 Jahre
Versorgung mit Rohöl
Rohöl vom Förderbetrieb Mittelplate und aus der restlichen Welt. Anlieferung über die Pipelineverbindung Brunsbüttel-Hemmingstedt (32 Kilometer).
Tanklagerkapazität der Raffinerie Heide in Hemmingstedt und Brunsbüttel
Heide 450.000 m³
Brunsbüttel 550.000 m³
Gesamt 1.000.000 m³
Anzahl der Tanks insges.: 182
Größe der Raffinerie Heide
Größe des Geländes 134 Hektar